Zu Besuch bei Karuna in Reinickendorf-Ost

KARUNA Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e.V. leistet seit rund 20 Jahren hervorragende Arbeit und seit kurzem besteht nun zusätzlich KARUNA eG –die Sozialgenossenschaft mit Familiensinn, die u.a. nach der Einstellung des Straßenfegers mit KARUNA KOMPASS eine neue Berliner Wohnungslosenzeitung herausgibt. Höchste Zeit für einen Besuch vor Ort! Sehr offen und herzlich wurde ich in Begleitung von David Fischer, dem zuständigen Fachreferenten der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus und Felix Lederle, dem Vorsitzenden der Linksfraktion Reinickendorf, durch Jörg Richert empfangen.

Mitglied bei KARUNA eG sind zahlreiche Organisationen vom Paritätischen Wohlfahrtsverband bis zur GLS-Bank, aber auch Einzelpersonen und gerade auch viele junge Menschen, die zuvor in der Jugendhilfe waren, mit der Zielsetzung von Beteiligungsfinanzierung und Empowerment.

KARUNA eG organisiert bspw. eine digitale Geldbörse in Kooperation mit Google für bedürftige Jugendliche. 64.000 Zugriffe von Jugendlichen in kürzester Zeit und meist mit dem Anliegen „Ich habe Hunger“, zeigen einmal mehr, dass es in unserem reichen Land erhebliche soziale Probleme gibt.

Zukünftige Projekte sind das Betreiben eines Busses, der die nicht mobilen Wohnungslosen in Berlin je nach Bedarf bspw. zu Hygienestationen oder zum Arzt bringen soll und von 10 Jugendlichen im Bundesfreiwilligendienst mit wohnungslosem Hintergrund sowie Ehrenamtlichen unterstützt werden soll.

Aktuell ist die äußerst informative und spannende zweite Ausgabe von KARUNA KOMPASS erschienen, die von KARUNA eG herausgegeben wird. In der Redaktion arbeiten auch jugendliche Wohnungslose mit. Neu ist nicht nur das Profil inhaltlich weniger auf Erfahrungsberichte von Wohnungslosen zu setzen und stärker aktuelle Themen wie bspw. die Tiny-Houses-Bewegung in Seattle aufzugreifen, sondern auch, dass die Einnahmen in Höhe von nur 1,5 € pro Zeitung nun komplett beim Verkäufer verbleiben. Die Refinanzierung erfolgt über Werbung und Sponsoren wie bspw. die BSR. Mehrere hundert Menschen, die in Berlin derzeit auf der Straße leben, sind auf den  Zeitungsverkauf angewiesen. Die Stadtgesellschaft ist KARUNA eG zu großem Dank verpflichtet, dass sie einen würdigen Ersatz für den Straßenfeger geschaffen hat.  Vereinbart wurde, dass DIE LINKE Berlin den Vertrieb und die Arbeit von KARUNA KOMPASS tatkräftig unterstützen wird.

Im Rahmen des Gespräches mit Herrn Richert haben wir darüber hinaus über ein mögliches Wohnungsbauprogramm für Jugendliche, die aus der Jugendhilfe ausscheiden, gesprochen, über

Housing First für Jugendliche wie in Dänemark und über bestehende Defizite im System der Jugendhilfe, die weniger paternalistisch und vielmehr stärker auf die Selbstbestimmung Jugendlicher ausgerichtet werden sollte. Insgesamt ein sehr inspirierender Austausch und ein großartiges Projekt!