In Gedenken an Georg Elser

Zum ehrenden Gedenken an Georg Elser habe ich heute u.a. mit Petra Pau, Vize-Präsidentin des Dt. Bundestags beim Denkzeichen für Georg Elser in der Wilhelmstr. – einem 17 Meter hoher Stahlmast, welcher an der Spitze sein Gesichtsprofil zeigt – rote Nelken niedergelegt.

Heute vor 80 Jahren unternahm der Genosse Georg Elser im Alleingang einen verzweifelten Versuch, den zweiten Weltkrieg nach dem NS-Überfall auf Polen noch zu verhindern. Nur ein Zufall verhinderte, dass Hitler, Goebbels, Himmler, Heydrich und nahezu die gesamte Nazi-Oligarchie den Bombenanschlag überlebte. Aufgrund von extrem starkem Nebel war Hitler, der am Folgetag wichtige Termine in Berlin hatte, gezwungen, seine Reisepläne zu ändern und frühzeitig mit dem Zug von München aufzubrechen, was zur Folge hatte, dass er anders als üblich nur wenige Minuten bei der NSDAP-Versammlung im Münchner Bürgerbräukeller sprechen konnte. Mit Hitler verließ auch sein NS-Gefolge den Münchner Bürgerbräukeller vorzeitig bevor Elsers selbst gebaute Bombe explodierte. 

Das Attentat misslang und die Folgen der NS-Schreckensherrschaft mit Millionen Toten und dem singulären Verbrechen des Holocaust sind bekannt. Dass Elsers gescheiterter Bomben-Anschlag stattdessen im Ergebnis auch zivile Opfer zur Folge hatte, ist tragisch. 

Stauffenberg und seinen Mitstreitern wird heute allgemein zugestanden, dass sie sich in einer naturrechtlich rechtfertigenden Nothilfesituation befanden. Während das viereinhalb Jahre später erfolgte Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler erfreulicherweise ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Erinnerungs- und Gedenkkultur geworden ist, gilt dies leider und irrtümlicherweise für Georg Elsers Widerstand gegen die NS-Barbarei bis heute immer noch nur eingeschränkt. 

Georg Elser, der für seine Überzeugung große persönliche Opfer brachte, den Kontakt selbst zu Freunden und Verwandten abbrach, um diese nicht als Mitwisser zu gefährden und sein Leben bewusst aufs Spiel setzte, wurde lange Zeit aus unterschiedlichen Gründen totgeschwiegen, verunglimpft und verfemt und es dauerte Jahrzehnte bis er endlich durch die historische Forschung rehabilitiert wurde. Unfassbar und unvorstellbar schien lange Zeit, dass er alleine und ohne Unterstützung gehandelt hat und dies wohl auch deshalb, da diese späte Erkenntnis zu der unbequemen Frage nach der Verantwortung des Einzelnen innerhalb der NS-Diktatur führt. 

In Übereinstimmung mit dem Historiker Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin, betrachte ich Georg Elser als Beleg dafür, dass die Unterwerfung unter die Nazi-Diktatur auch für so genannte „einfache Menschen“ nicht alternativlos war.