Besuch beim Kältebus der Berliner Stadtmission

Katina Schubert

Letzte Nacht habe ich den Kältebus der Berliner Stadtmission auf seiner Fahrt zur Versorgung obdachloser Berlinerinnen und Berliner begleitet, um mir vor Ort ein eigenes Bild zu machen und mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Klasse, wie sich Yannik (Leiter und Fahrer des Kältebusses) und Lukas (Beifahrer und Praktikant) um die teils auf der Straße, im Hausflur oder im Eingangsbereich von Geschäften liegenden Obdachlosen gekümmert haben. Sofern gewünscht, haben wir diese dann in eine der Notunterkünfte gebracht oder zumindest heißen Tee eingeschenkt und einen Schlafsack dagelassen.

Die Notunterkunft in der Lehrter Straße 68 bietet Platz für 200 Personen. Ein großer Teil der Bedürftigen sind dabei Zuwanderer aus Osteuropa, insbesondere aus Polen. In der Notunterkunft "Halle Luja" an der Frankfurter Allee waren sogar 80% der wohnungslosen Menschen aus Osteuropa. Welch großer Bedarf am Kältebus besteht, zeigt allein die Tatsache, dass wir in den ersten 15 Minuten fünf Anrufe bekamen. Yannik erzählte uns, dass es in den kalten Wintermonaten bis zu 104 Anrufe waren, die beim Kältebus eingingen. Großer Bedarf besteht vor allem an (Schlaf-)Plätzen für Menschen mit Behinderung, denn die Zahl der wohnungslosen mit Behinderung in Berlin ist zwar gestiegen, Plätze für Rollstuhlfahrer in den Notunterkünften gibt es aber gerade mal 5-6 in ganz Berlin. Ich bin von dem großen Engagement der (insgesamt sehr jungen) Ehrenamtlichen sehr beeindruckt, die diese tolle und wichtige Ergänzung zu den städtischen Angeboten am Leben halten. Wir werden unsere gesammelten Eindrücke mit in die Politik nehmen, damit diese sich Menschen in Notsituationen noch mehr öffnet und für sie etwas in Bewegung setzt, um die Betroffenen gezielt aus der Wohnungslosigkeit herauszuholen.